Salon Mondaine #20 — „Digitale Intuition – natürliche Intelligenz“

27.02.2018 / Berlin

Wie wir die Welt in der wir leben online und offline mitgestalten können

„Neulich war ich in Singapur, unter anderem zu Besuch bei einer Familie, da wurden die sechsjährigen Kinder gefüttert – während sie am Handy oder Tablet spielten“, erzählt Fränzi Kühne, Gründerin der Erfolgs-Agentur Torben, Lucie und die gelbe Gefahr (TLGG). „Sowas dürfen wir nicht zulassen!“ Nein, sowas wollen wir nicht. Das bekräftigten letzte Woche gut 200 weitere Frauen mit zustimmendem Nicken oder ungläubigem Kopfschütteln. Denn eins war Konsens zwischen allen Teilnehmerinnen des 20. Salon Mondaine im Berliner Kulturquartier „Silent Green“: Bei allen Vorteilen, die uns der Fortschritt der Technologisierung bringen mag, das menschliche und vor allem das Miteinander müssen bleiben.

Über sämtliche Facetten der Sonnen- und Schattenseiten von Always-Online-Mentalität bis Künstlicher Intelligenz diskutierten mit Fränzi, die digitale Expertin und übrigens auch Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin ist, zwei weitere starke Frauen mit ebenso starker Meinung. Unter der Überschrift „Digitale Intuition – natürliche Intelligenz“ hatte Gastgeberin und The Lovers-Initiatorin Yasmine Orth auch Spirit-Yoga-Gründerin Patricia Thielemann sowie die Autorin, Politikerin und Unternehmerin Diana Kinnert eingeladen. Drei Frauen, die im Alltag ganz verschieden mit dem Thema des Abends umgehen. Und das war vielleicht das wichtigste Learning des Events: Die individuelle Entscheidung für das, was wir in Puncto Technologisierung zulassen wollen, liegt in erster Instanz bei uns selbst.

Jeder muss sich selber kennen, seine Ziele kennen, ‘ne Haltung haben.

Fränzi Kühne (Digital-Expertin, Entrepreneurin, Gründerin und Geschäftsführerin Torben, Lucie und die gelbe Gefahr (TLGG) GmbH), Diana Kinnert (Politikerin, Entrepreneurin, Autorin), Patricia Thielemann (Yogalehrerin, Autorin, Gründerin Spirit Yoga Berlin), Loretta Stern (Schauspielerin, Musikerin, Künstlerin)

Musik: Anir Leben

Moderation: Andrea Thilo (Journalistin)

Expertin: Christin Colli (Coach, Coaching Spirale)

Meditation: Annette Söhnlein Yoga (Yogalehrerin, The Lovers)

Gastgeberin: Yasmine Orth (Gründerin The Lovers)

Fotos: Sarah Steiger


„Jeder muss sich selber kennen, seine Ziele kennen, 'ne Haltung haben –

und darf die Dinge nicht einfach passieren lassen“, sagt Fränzi. Dabei fokussiert zu bleiben, falle ihr nicht schwer. „Man weiß doch, wo die eigenen Interessen liegen – und kann dann genau dort tiefer einsteigen“, erinnert sie alle, die hin und wieder mal den Kopf zu voll haben, vor lauter Information. Generell scheint präzises Prioritäten setzen zu Fränzis Erfolgsrezept zu gehören. Sowohl bei Arbeit als auch zuhause, erzählt die Mutter einer zweijährigen Tochter, sei sie jeweils ganz da, wo sie gerade ist. Den Übergang schafft sie sich selbst durch die Autofahrt dazwischen. „Da bin ich mit mir und höre meine Musik. Das ist ein wesentliches Ritual. Solche brauche ich, um in der Schnelllebigkeit meines Alltags klar zu kommen.“

„Wir sollten vor allem das Miteinander pflegen und in Resonanz mit anderen treten.“

Rückzugsräume hält auch Patricia für unerlässlich. „Einen solchen versuche ich in meiner Arbeit zu schaffen, indem ich dazu anrege, auch wieder ins Spüren kommen“, sagt die Yoga Lehrerin. „Aber dabei sollte es nicht bleiben. Wir sollten vor allem das Miteinander pflegen und in Resonanz mit anderen treten. Je mehr wir online sind, desto mehr sind echte Begegnungen wichtig.“ In ihrer eigenen Familie versucht sie diese unter anderem mit Handy freien Nachmittagen zu pflegen – wohl wissend, dass man an denen schon sehr viel vorschlagen muss, als „ein bisschen Monopoly mit Mutti“. „Dem Digitalen was entgegen zu setzen ist schwierig, weil das Internet ja auch so viel bietet“, weiß sie. „Aber egal wie erschöpfend das manchmal sein kann, es ist wahnsinnig wichtig den Kindern das zu geben, damit nicht alles komplett ins Digitale abdriftet.“

Dies, darauf gingen sowohl Gastgeberin Yasmine als auch die ebenso kompetente wie bewährte Salon-Moderatorin, Journalistin Andrea Thilo, schon eingangs ein, hatte jüngst ja auch Jack Ma, Gründer von Alibala (chinesisches Ebay) beim Wirtschaftsforum in Davos gefordert. Damit die Menschen in Zukunft überhaupt mit Maschinen konkurrieren könnten, müssten sie lernen ihr einzigartiges Potential zu fördern, durch Musik, Kunst und Sport.

„Bei großen Prozessen von global Playern genügt es nicht zu sagen: ich zieh mich da raus, ich muss einen persönlichen Umgang damit finden.“

Alles richtig und wichtig. Zumindest bis zu einem bestimmten Grad. Diana Kinnert erinnert aber auch vehement daran, dass das Thema insgesamt trotzdem größer ist, als der eigene Kosmos und Entscheidungsrahmen: „Wie weit Digitalisierung gehen darf, ist etwas, was die Menschen in einer Demokratie im Konsens ausarbeiten müssen. Bei großen Prozessen von global Playern genügt es nicht zu sagen: ich zieh mich da raus, ich muss einen persönlichen Umgang damit finden“, sagt die Politikwissenschaftlerin, die unter anderem Manifeste für die Zeit und Reden für Angela Merkel schreibt. Da sei es dann Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass es relativ sicher für uns alle bleibt. „Und das kann glaube ich nur auf Basis von Werten passieren“, so die 27-Jährige. Ihre eigenen, christlich-konservativen Werte, vertritt sie in der CDU. Und zwar so fortschrittlich und klug, dass die Publikums-Reaktionen im Salon von fassungslos-bewunderndem Kopfschütteln bis zu lauten Bravo-Rufen reichten.

So habe sie zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass Satzungsänderungen schwerer einzubringen sind, als komplett neue Anträge. „Weil das Neue oft besser funktioniert als das bisherige zu reformieren.“ Dass das nicht immer geht, sei ihr klar – aber auch, dass es trotzdem immer Wege gibt: „Was ich in den letzten zehn Jahren gelernt habe ist, das Politik die Kunst des Möglichmachens ist“, so Diana. „Da zum Beispiel so eine Initiative in Sachsen Anhalt die das Schulfach Handwerk im weitesten Sinne wieder weiter etablieren will. Würde man zu einem provinziellen CDU-Politiker gehen und sagen, dass man den Bereich Coding und Kreativität und Haptik und Lustwandeln und Pfadfinder groß machen möchte, dann würde der sagen, dass können wir in unserer Wirtschaft nicht gebrauchen. Verkauft man ihm das aber eben als Handwerk, das man für die duale Ausbildung braucht, vielleicht zur Integration von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt, dann funktioniert es! Und das ist alles, was man bei House of Cards lernen kann.“ Gelächter und Szenenapplaus im Publikum.

Und ein gutes Beispiel dafür, wie man schwierige Debatten bestehen kann. Für weiter wichtig hält es Diana in Bezug auf Digitalisierung, Themen fühlbar zu machen. „Deshalb funktionieren Bewegungen wie #lacklivesmatter oder #metoo so gut – und Haushalt oder Digitalisierung als allgemeine Themen eben nicht“, sagt sie. Der nächste Schritt für die Allgemeinheit sei jetzt ein Bewusstwerdungsprozess, der für alle Schichten greifbar ist. Nur so können die immensen Vorteile der Digitalierung – Diana schlägt unter anderem übergreifenden Online-Unterricht mit westlichen Lehrern in Rente? für Entwicklungsländer vor und glaubt an die Vision einer medizinischen Betreuung in abgelegenen Regionen via Videoanalyse – und nur so könne sich bei uns die so wichtige Debatte entwickeln.

„Wir können uns neu erfinden, das Bewusstsein frei gestalten.“

Eine Debatte, die Fränzi noch nicht so bald sieht. Ihrer Meinung nach wird sich in der Politik mit Digitalisierung noch zu wenig auseinander gesetzt. „Ich warte da auf nichts“, sagt sie. „Ich mache alles selbst.“ Und genau das können wir natürlich auch wirklich alle immer tun, jeder und jede im eigenen Umfeld und im Rahmen seiner oder ihrer Möglichkeiten. So fasst es auch Patricia ermutigend zusammen: „Wir leben in spannende Zeiten, wir können uns neu erfinden, das Bewusstsein frei gestalten.“ Im Kleinen wie im Großen.

Noch Fragen? Keine Fragen. Am Ende blieben alle 200 Frauen still, bei sich, zufrieden. Und zufrieden auch mit dem Input, den Infos und den Inspirationen, die sie alle wieder mitnehmen durften. Neben diesem ganz besonderen Gefühl von Miteinander natürlich, das egal wie hart das Thema ganz sanft bei jedem Salon Mondaine entsteht. Am Anfang durch die Armbändchen, die jede Teilnehmerin einer anderen, möglichst noch unbekannten, umbinden darf. Und am Ende durch die gemeinsamen Meditation, das Spüren der Gemeinschaft beim miteinander Schweigen. Dazwischen durch das Wissen, in vertrauensvoller Runde zu sein. Eine Runde, die gemeinsames Meditieren mit Annette Söhnlein genauso zulässt, wie lautes Singen mit Live-Act Anir Leben. Eine Runde, die sich am Abend auflöst – um ihren wundersamen Vibe weiter zu tragen. Und um ganz bald wieder zusammen zu kommen, um neue Nähe und neue Erkenntnisse zu teilen.

Unser Dank gilt unseren Partnern und natürlich dem ganzen Team

Die Sprecherinnen, Moderation, Musikerin und Gastgeberin sind ausgestattet worden von unserem Premium-Partner hessnatur. Wir danken unseren weiteren Partnern Pukka, Pukka Herbs Deutschland, Lillet und unseren Medienpartnern emotion, emotion slow, Working Women, maas, enorm, good impact und Peppermynta.

  • Der Salon Mondaine ist Soultank, Symposium und Networking-Plattform in Einem. Nach Frankfurt am Main im Dezember 2017, sind wir zum ersten Mal in Hamburg im 25hours Hotel in der Hafencity zu Gast und freuen uns sehr!

    Unsere Mission: Lead with Love – Female Empowerment & Leadership.

    Durch weibliche Vorbilder und ehrliche Begegnungen wollen wir uns mit zeitgeistigen Themen auseinandersetzen und miteinander wachsen. Der Salon Mondaine, eines der Signature Events von The Lovers, ist 2010 ins Leben gerufen worden, um moderne Weiblichkeit zu erforschen und kennenzulernen - ganz unter Frauen. Als regelmäßig stattfindender „Co-Creation-Space“ hatten wir in bisher 20 Salons über 74 wegweisende Unternehmerinnen und weibliche Vorbilder auf der Bühne und präsentieren deren persönliche Erfolgsgeschichten, Business-Insights, Trends und Lösungen im Kontext des Themas. Immer im Fokus: Der Impuls, die Welt zu einem sinnvolleren Ort zu machen und die persönliche, ganzheitliche, berufliche Entwicklung als moderne Frau. Mehr als 2.680 Change Maker, Trendsetterinnen, kreative Macherinnen, Innovatorinnen, Entrepreneurinnen und Journalistinnen waren zu Gast. Dabei funktioniert der Salon auch altersübergreifend und versteht sich als Dialog zwischen den Generationen. Salon Mondaine #1–20

  • UNSER THEMA:
    #20 - DIGITALE INTUITION - NATÜRLICHE INTELLIGENZ

    Unsere Realität ist mittlerweile von digitalen Technologien, Innovationen und einer ‘Always online’ Mentalität geprägt – und mitten drin: Du, mit Deiner Familie, Deinem sozialen Netzwerk, Deinem Business, als Teil der Gesellschaft.

    Wir finden, es ist Zeit, in dieser Bewegung für mehr Offenheit und Balance zu mehr Gemeinsamkeit und Bewusstsein zu finden.
    Viele Menschen werden mutiger, die eigene Stimme zu erheben und Verantwortung zu übernehmen gegen den Verfall unserer Erde und für die Transformation unserer Gesellschaft.

    Wir von THE LOVERS laden Dich und Euch ein, die Zukunft mitzugestalten und gemeinsam die richtigen Fragen zu stellen – um die wichtigen Antworten zu co-kreieren:

    • Wo können wir uns Technologie unser Leben bereichern und wo sollten wir mehr von unserer menschlichen Intuition leiten lassen?
    • Wie bleiben wir in einer digitalen Welt ‘menschlich’ – also unperfekt, verletzbar und individuell?
    • Wie können das Potential des Digitalen nutzen für mehr (Female) Empowerment, Balance, Gesundheit und Ganzheitlichkeit?
    • Brauchen wir in Zeiten von datengetriebenen Social-Scoring Systemen ein “Recht auf Unvernunft und Freiheit?”
    • Wie können wir die Ziele von Bildung neu schreiben, sodass unsere Kinder ihre natürliche Intelligenz behalten?
    Lässt sich ‘Kreative Lösungsfindung’ vermitteln – und wenn ja, wie?

    Sei dabei beim #20 Salon Mondaine mit außergewöhnlichen Speakerinnen. Wir haben wie immer vier Power-Frauen eingeladen, die mit ihrer Arbeit und ihrem Leben einen großartigen Impact für unsere Gesellschaft erzeugen. Fränzi Kühne und Diana Kinnert treiben dabei als Digital Natives den schnellen Wandel unserer Gesellschaft voran. Patricia Thielemann und Loretta Stern hingegen arbeiten durch Yoga und Performance intensiv mit dem Menschen in seiner körperlichen, kreativen, spielerischen und intuitiven Ausdrucksform. Wir interessieren uns für Ihre spannenden Leben, ihre Motivationen und Visionen und die Sichtweisen auf dieses wichtige Thema.

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Conscious Leadership #3 “Change Making” mit Margret Rasfeld

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Salon Mondaine #19 — Conscious Living (+ Conscious Consumption)